Die 7c am GWi-Tag - Berlin mal aus einer anderen Perspektive
Hallo liebe Hompagebesucher*innen,
wir, die 7c, haben uns an diesem Exkursionstag mit einem ehemaligen Obdachlosen am Bahnhof Zoologischer Garten getroffen, der für dreieinhalb Monate auf der Straße gelebt hat. Er heißt Dieter.
Dieter zeigte uns Orte, wo er sich eine längere Zeit auf der Straße aufhielt oder übernachten konnte. Er erzählte der Klasse, dass er in seinem Alltag viel gelesen hat oder herumgelaufen ist. Dieter liebt den Geruch von neuen Büchern. Es macht ihn noch immer traurig, dass er all seine Bücher (10.000 Stück) verloren hatte, als er aus seiner Wohnung geschmissen wurde. Trotz allem hat er es sich während seiner Obdachlosigkeit nicht nehmen lassen, jeden Tag in einem Buch zu lesen. Dies ist einem Polizisten aufgefallen, der Dieter regelmäßig sah und ihm Hilfe anbot.
Dieter hat damals sieben gute Freunde gefunden, mit denen er die meiste Zeit auf der Straße verbrachte. Freundschaften hätten „auf der Straße“ eine andere Bedeutung. Gegenseitig haben sie aufeinander aufgepasst und ihre Habseligkeiten miteinander geteilt. Mittlerweile sind sechs von seinen Freunden verstorben. Einer lebt aber noch, ist aber durch zu viel Alkohol nicht ansprechbar. Man kann sagen, der Alkohol hat nach und nach das Gehirn zersetzt. Dieter war nicht alkohol- oder drogenabhängig und das hat ihm dann auch aus der Obdachlosigkeit heraufgeholfen.
Auf der Straße war es schwierig für ihn an Geld oder Essen zu kommen. Wir haben erfahren, dass es mittlerweile sehr schwer ist, einen guten Platz zum Schlafen zu finden, weil Obdachlose von vielen Orten vertrieben werden. Ein beliebter Schlafplatz ist die Parkbank. Aber mittlerweile werden die Parkbänke so gebaut, dass sie eine Wölbung haben, wodurch man auf ihnen nicht gut liegen kann. Im Winter nützt einem eine Parkbank nicht viel. Die Temperaturen sind zu kalt und die Gefahr ist zu groß, dass man erfriert. Dieter erklärt uns, dass Erfrierungen am Körper keine Seltenheit bei Obdachlosen sind und das tatsächlich viele Obdachlose jedes Jahr sterben, weil sie erfrieren.
Am Bahnhof Zoo berichtete Dieter uns von eine Stelle mit einem Gitter im Boden, aus dem warme Luft aufsteigt. Dies ist ein beliebter Ort für Obdachlose, um sich an kalten Tagen aufzuwärmen. Leider wird man dort schnell vertrieben. Vor der Universität der Künste zeigte uns Dieter einen weiteren Ort zum Aufwärmen. Vor dem Gebäude steht eine Skulptur aus schwarzem Plastik (siehe Bild). Das Material heizt sich in der Sonne auf. Dort konnten seine Freunde und er sich aufwärmen und ihre Kleidung trocknen. Ihre Wäsche wuschen sie vorher in der Spree. Durch Dieters Schilderungen wurde uns bewusst, dass es auf der Straße sehr schwierig ist, auf seine Körperhygiene zu achten. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, wo man sich waschen oder günstig duschen kann. Dieter erzählte uns, dass er großes Glück hatte, denn in der Bibliothek der Universität der Künste durften seine Freunde und er sich im Winter aufwärmen und auch duschen. Die Mitarbeiter*innen dort waren sehr hilfsbereit. Viele andere Menschen haben Dieter hingegen oft komisch angeguckt und manchmal auch beleidigt.
Der Ausflug hat uns gezeigt, dass das Leben als Obdachloser auf der Straße sehr hart und auch gefährlich ist. Man ist auf andere Menschen angewiesen, von denen man auch abhängig ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass hinter jedem Menschen, der auf der Straße lebt, eine persönliche Geschichte steckt.
Zum Schluss würden wir gerne eine persönliche Weisheit von Dieter wiedergeben:
Viele Menschen finden es nicht gut, dass sich einige Obdachlose Alkohol oder Drogen von ihren Spenden kaufen. Ähnlich wie mit unserem Taschengeld steht es jedem Menschen frei zu entscheiden, was sie/er mit ihrem/seinem Geld anfängt.
Die 7c