Chronik

Wie es war...

Eine kleine Chronik der Georg-von-Giesche-Schule

 

1. April 1953

Gründung der 4. OTZ (Oberschule Technischen Zweiges) in der Elßholzstraße (im Gebäude der heutigen Sophie-Scholl-Schule) mit einer Filiale in der Pallasstraße;
(kommissarischer) Schulleiter: Herr Dr. Spering


1. April 1954


Herr Klingner wird zum Schulleiter ernannt. 


10. Oktober 1956


Namensgebung
 der 4. OTZ durch das Bezirksamt Schöneberg:
Georg-von-Giesche-Schule 
Oberschule Technischen Zweiges (Mittelschule)
.
,,Der Name dieses Begründers des Schlesischen Bergbaus ist im Hinblick auf die vom Bezirk Schöneberg übernommene Patenschaft über den Heimatverband der Schlesier gewählt worden."
(Zitat aus der Verleihungsurkunde) 


1. April 1957


Herr Gerch wird nach der Pensionierung von Herrn Klingner neuer Schulleiter.


1960


Schließung der Filiale in der Pallasstraße


1961

luebke
Bundespräsident Lübke besucht die Georg-von-Giesche-Schule.

 

 

 


1964/65


Einführung des
 (vierstündigen) Kursunterrichts (Angebot: Französisch, Nadelarbeit, Werken, Instrumentalmusik, Sport)


1965


Herr Seifert übernimmt nach Herrn Gerchs Ausscheiden die Schulleitung.


1966/67


Einrichtung neuer Kurse:

A: Französisch oder Russisch; B: kaufmännisch; C:mathematisch-naturwissenschaftlich
(Anmerkung: Die Information über die damaligen Kursbezeichnungen verdanken wir Herrn Fahrenholz, Ehemaliger des Jahrgangs 66. Später kennzeichnete A den mathem.-naturw. Kurs, B die 2. Fremd-sprache und C den kaufmännischen Kurs.)


Februar 1969


Das Schulamt äußert erstmals die Absicht, der Georg-von-Giesche-Oberschule ein eigenes Gebäude zu geben. Gedacht ist dabei an einen Tausch mit der Isergebirgs-Hauptschule in der Hohenstaufenstraße. Damit soll die Grundlage für die Bildung einer Gesamtschule aus den dann in der Elßholzstraße vertretenen drei Schulzweigen gelegt werden.


April 1970


In der ersten Schulwoche des April findet der Umzug der Georg-von-Giesche-Oberschule aus der Elßholzstraße in das Schulgebäude Hohenstaufenstraße / Ecke Münchener Straße statt. 
Zu diesem Zeitpunkt befindet sich noch die Carl-Bamberg-Oberschule (Berufsschule) mit in dem Gebäude, es ist aber in Aussicht gestellt, 
dass die Berufsschule in absehbarer Zeit in ein Oberstufenzentrum umzieht.


April 1971


Herr Vangerow wird neuer Schulleiter. 
Herr Seifert wechselt als Schulrat ins Schulamt Schöneberg.


1978/79


Einführung des Kurses E (Arbeitslehre)


1980/81


erstes dreiwöchiges Betriebspraktikum der neunten Klassen


1982


Einweihung des Sprachlabors 


1982

laurin
Besuch der Schulsenatorin Frau Laurien

(2. von links, mit Herrn Seifert links und
Herrn Vangerow rechts)

 

 


1984/85


Der Kurs D (deutsch-musisch) wird eingeführt und ersetzt den Kurs C.


August 1989


Herr Scholkmann wird neuer Schulleiter.
Herr Vangerow tritt nach 19-jähriger Tätigkeit als Schulleiter in den Ruhestand.
 


1990/91


Einführung des informationstechnischen Grundkurses (ITG


1991


Einweihung der neuen Doppelsporthalle


1991/92


Beginn des Unterrichts im Wahlpflichtkurs A (Informatik


1992


Das Gebäude soll nach den Plänen der Stadträtin zugunsten der asbestgeschädigten Finow-Grundschule geräumt werden. 

Durch einen Schülerstreik wird die Aufteilung der Schule auf mehrere Standorte verhindert. Die Finow-Schule bekommt vorübergehend Räume in der dritten Etage.


1994/95


Einführung des Kurses F (Sport) 


1995/96


Auftaktveranstaltung des berlinweiten Projekts ,,Zeitung in der Schule" mit Schulsenator Klemann in unserer Aula 


1998

ranicki


Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker und ehemaliger Schüler des 

Werner-Siemens-Realgymnasiums, besucht sein altes Schulgebäude. Grund ist die Arbeit an seiner Autobiographie ,,Mein Leben".

 

(Quelle: FAZ)

 

 

 


1. - 4. April 2003


Unsere Schule wird 50 Jahre alt, das Schulgebäude 100

Diesen Doppelgeburtstag feiern wir mit einem Festakt in der Aula, einem Tag der offenen Tür, einer Schülerfete und dem ersten Giesche-Ball im Rathaus Schöneberg.


2010


Mit der Aufnahme von vier neuen siebenten Klassen im Schuljahr 2010/11 beginnt die Umwandlung der Giesche-Schule von einer Realschule in eine Integrierte Sekundarschule.


2011


Neben der Sophie-Scholl-Schule wird die Giesche-Schule zweiter Standort der Staatlichen Europaschule Berlin (SESB) Deutsch-Französisch.
Im 15. August 2011 werden die ersten beiden Französisch-Klassen eingeschult.


August 2014


Frau Dudek wird ab 1. August 2014 neue Schulleiterin.
Herr Scholkmann tritt nach 25-jähriger Tätigkeit als Schulleiter in den Ruhestand.


Juli 2015


Fünf Kolleginnen und Kollegen treten in den Ruhestand.

 

 

Bayerisches Viertel

Wechselvolle Geschichte in Bildern
Das Bayerische Viertel in Schöneberg

 

    wsrg

ubahnbau bayrplatz1910
Bau der U-Bahnlinie 4 (Einweihung 1910) Der Bayerische Platz (1910)
 eckgebaeude1920  bayrplatz1935
 Gegenüber der Schule (1920)  Der Bayerische Platz (1935)
 

 

 

 

 

 bayrplatz1946

 Haus in der Münchener Straße (1945)  Der Bayerische Platz (1946)
berchtesgadener5 51 hohenstaufenstr1958
 Berchtesgadener Straße (1951)  Hohenstaufenstraße (1958)

 

Quellen: W. Bühler (großes Foto), Museum Schöneberg

 

Wikipedia-Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bayerisches_Viertel
http://de.wikipedia.org/wiki/Bayerischer_Platz

 


Die verschwundene Schule

Das Werner-Siemens-Realgymnasium (1903-1935)
- Die "verschwundene Schule" -

Am 16.04.1903 begann mit 23 Sextanern (5. Klasse) und 22 Vorschülern der Unterricht.

Im Jahre 1909 wurde von dem Leiter der Schule, Wilhelm Wetekamp, die Schülerselbstverwaltung „Beteiligung der Schüler an der Gestaltung des Schullebens“ am WSRG als erster Schule Preußens eingeführt.

Er trat als überzeugter Demokrat und Reformer auf, tätig sowohl in der „Wandervogelbewegung“ als auch 1906 bis 1919 als Stadtverordneter in Schöneberg. Seine pädagogischen Grundsätze hat die „Vereinigung der ehemaligen Schüler und Lehrer des WSRG“ im Jahr 1967 nochmals zusammengestellt.

Grundsätze:

  1. Schüler muss man in Freiheit dressieren!
  2. Hinter zu straffer äußerer Disziplin verbirgt sich oft Groll, Auflehnung und Widersetzlichkeit. Wahre innere Disziplin muss aus dem Inneren kommen. Sie kann nur in Freiheit gedeihen.
  3. Erziehen heißt gewöhnen, gewöhnen aber setzt Geduld und Arbeit voraus!
  4. Das Einleben in die Gemeinschaft ist eines der wichtigsten Bestandteile der Erziehung. Hier erlebt der Schüler, dass wahre Freiheit in steter Selbstverantwortung und in Übernahme freiwilliger Pflichten besteht.
  5. Erst die tätige Beteiligung an der Gestaltung des Schullebens führt zum Gemeinschaftsgefühl, nicht nur in der Schule, sondern auch darüber hinaus.
  6. Öffnet den Schülern durch Formen, Zeichnen und Basteln die Augen für wirkliches Sehen.
  7. Selbstbetätigung ist der Anfang allen Lernens!
  8. Mit der Achtung vor der Meinung des anderen beginnt der Mensch Mensch zu werden.

wsrg1930

 wetekamp

 

Im Jahr 1993 führte eine 10. Klasse unserer Schule ein Geschichtsprojekt mit dem Schöneberg-Museum über die Geschichte unseres Schulgebäudes durch. Die Schülerinnen und Schüler führten auch Gespräche mit ehemaligen Schülern und erfuhren viel über die damalige Zeit und die Regeln an der Schule. Aus unseren Interviews mit ehemaligen Schülern wissen wir, dass das WSRG als fortschrittlich galt. Es wurde in der Regel von gutsituierten Schülern und zu 50% von jüdischen Schülern besucht. In der Zeit von 1919 bis 1931 hatte die Schule neun Gymnasialklassen (ca. 40 Schüler pro Klasse) und drei Vorschulklassen. Von 1914 an führte man jährlich regelmäßig ein Schulfest, z.B. in Schildhorn, als Mittel zur Bildung eines Gemeinschaftsgefühles der Schüler aller Klassen durch.Auch die Eltern waren zu dieser Veranstaltung eingeladen. Vom Bahnhof Zoo ging es mit dem Vorortzug nach Pichelsdorf und weiter zu Fuß nach Schildhorn. Auf den Wiesen vor den Restaurants fanden vormittags sportliche Wettbewerbe, z.B. Sackhüpfen, statt. Die Hauptsache war aber nachmittags eine Theateraufführung mit Schulorchesterbegleitung in einer Waldschneise.

 

 

alte aula

Der andere „theatralische Höhepunkt“ fand im Winter in der Schule mit erweitertem Schulorchester und Einsatz von Scheinwerfern statt. Mit der Aufführung im Jahr 1928: „Der Sturm“ von Shakespeare wurde das WSRG sogar in der damaligen Presse lobend erwähnt.

1928 sorgte die damalige SV aber auch für einigen Wirbel. In einem Aufruf an die Klassenältesten der Unterprima, die sich der „Verein der Unentwegten“ nannten, forderten sie die freie Liebe zwischen den Geschlechtern und die Möglichkeit zum freien Bekenntnis der gleichgeschlechtlichen Liebe für Schüler vom 16. Lebensjahr ab. Durch ihr Auftreten in der Öffentlichkeit an Hand von Unterschriftensammlungen befasste sich sogar der Preußische Landtag mit dem WSRG, und der Verein musste schließlich aufgelöst werden. So blieb erstmal unauffälligeres Auftreten im Vordergrund, z. B. Tauschen von Zigarettenbildern (Automodellen) und Murmeln, Austausch von Reparaturinformationen für die grundsätzlich gebraucht erstandenen Fahrräder und das regelmäßige Unterstützen einer Friedrichshainer Volksschule durch ein 2. Schulbrot (ca. 150 Brote täglich, insbesondere in Notzeiten).

 

 

hohenstaufenstr

alte turnhalle

Die Hausarbeiten versuchte man in der Freizeit so schnell wie möglich zu erledigen. Kommt Ihnen sicher bekannt vor?

Das Fach Geschichte beschränkte sich auf das Auswendiglernen der Jahreszahlen von Karl d. Großen aufwärts.

Das schulische Leben begann - genau wie heute - um 8.00 Uhr, aber wehe dem Schüler, der sich bereits 10 Minuten vorher blicken ließ: Auch wenn es regnete, schneite oder frostig kalt war, wurde er nicht eingelassen.

Das WSRG verfügte über einen Schulgarten, und der „Diener“ (heute: Schulhausmeister) hielt Hühner und Kaninchen, die von den Schülern in den Pausen mit Brot aufgepäppelt wurden.

Das Verhältnis der Schüler untereinander wurde von unseren Ehemaligen einstimmig als gut bewertet und auf die Frage, ob es jüdische Lehrer gegeben hätte, antworteten die Herren, dass sie daran keine Erinnerung hätten, weil das an dieser Schule keine Rolle gespielt hätte.

Als Hitler 1933 an die Macht kam und die SA am 1.April im Bayerischen Viertel erstmals jüdische Geschäfte blockierte, d.h. sie ließ niemanden in die Läden, „hätten auch die Schüler nur gelächelt" und gesagt: „Der Tag geht auch vorüber.“

Sie stellten aber insbesondere ab 1934 große Veränderungen in ihrem Viertel und auch an ihrer Schule fest. Private Konflikte zwischen jüdischen und nichtjüdischen Schülern hätte es zwar kaum gegeben, aber auf Grund der immer stärker werdenden Hetze gegen sie - von Seiten der Nationalsozialisten - wurde die Frage nach Auswanderungen in den Familien zunehmend diskutiert.

altes treppenhaus

Die qualifizierten Lehrer verließen 1933/34 das WSRG, die Schülerschaft verlor ihren Zusammenhalt, der damalige Rektor Lemme ging in den Ruhestand, und bereits 1934 wurde aufgrund des herbeigeführten Schülermangels die Oberstufe geschlossen.

Ohne weitere Begründung schloss sich im Mai 1935 die Auflösung des WSRG an, die als Berufsschule für Mädchen weitergeführt wurde.

Anbei finden Sie die lapidare Ankündigung der Auflösung vom 4.5.1935 in der Schöneberger-Friedenauer -Zeitung, Nr. 18.

zeitung

Seit 1994 erinnert eine Gedenktafel über dem Seiteneingang unserer Schule an der Hohenstaufenstraße an die „verschwundene“ Schule und das Schicksal vieler ihrer vergessenen Schüler.

 

Sabine Baruschke

gedenktafel


Wikipedia-Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Werner-Siemens-Realgymnasium

 

Georg von Giesche

Georg von Giesche (1653-1716)

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Wappen Georg von Giesches


Dies ist das erste und bisher einzige Portrait Georg von Giesches. Unsere Schule erhielt es im Januar 2007 von Nachfahren seiner Tochter Eleonore. (Danksagung am Ende dieser Seite).

Anlässlich der Namensgebung unserer Schule 1956 übergab das Schulamt uns die Kopie eines Werkes des Malers Hans Holbein, des Jüngeren.
Das Gemälde (rechts) zeigt den Kaufmann Georg Gisze und wurde 1532 gemalt. Das Original ist im Besitz der Nationalgalerie in Berlin, die Kopie hängt im Kunstbereich.

Wegen der Entstehungszeit des Gemäldes handelt es sich aber nicht um unseren Namenspatron.

 


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Holbein: Georg Gisze (1532)

Wer war nun dieser Georg von Giesche?

Georg Giesche wurde 1653 in der Nähe von Breslau (in Schlesien; heute polnisch) als Sohn eines kaiserlichen Soldaten geboren.
Er erlernte den Beruf des Kaufmanns und konnte mit Hilfe seines Vaters in Breslau einen Tuchhandel aufbauen.
Nach Erfahrungen im Ausland wurde er im Jahre 1680 zu einem „ehrenfesten Bürger und Handelsmann“ in Breslau.

Durch die große Mitgift seiner jungen Frau, der Kaufmannstochter Anna Maria, war er in der Lage, sein Tuchgeschäft auszubauen, so dass er bald zu den reichsten Breslauer Kaufleuten gehörte.
Seine Frau sollte sich im Laufe der Jahre zu Giesches zuverlässigster und energischster Mitarbeiterin entwickeln - und gebar ihm währenddessen noch neun Kinder.

Neben dem Tuchhandel betrieb Giesche noch Geldgeschäfte und - nachweisbar seit 1702 - den Handel mit Galmei (Zinkerz).

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Wohn- und Geschäftshaus der
Giesches in Breslau 1691 - 1768

Dieser Geschäftszweig wurde schnell zu Georg Giesches Haupttätigkeit, so dass er nach erheblichen Investitionen im Jahre 1704 von Kaiser Leopold I ein Privileg erwarb, das ihm das alleinige Recht „des Bergbaus auf Galmei und des Handels damit für ganz Schlesien“ sicherte.

1712 wurde Georg Giesche „wegen Errichtung von Landesfabriken und Manufakturen“ vom Kaiser in den erblichen Ritterstand erhoben (daher das „von" im Namen).
Hintergrund für diese Ehrung war auch, dass Giesche die kaiserlichen Regimenter mehrfach finanziell unterstützt hat und dass sich seine Söhne dem Militärdienst zugewandt hatten.
Wegen seines geschäftlichen Erfolgs gilt Georg von Giesche als Begründer des Bergbaus und der Zinkindustrie in Schlesien.

Giesche starb 1716 im Alter von 63 Jahren in Breslau.

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Erneuerung des kaiserlichen Bergbau-Privilegs mit Unterschrift und großem Siegel Karls VI (1723)

(Textfassung: Auf das Bild klicken oder hier)


Georg von Giesches's Erben

Die Geschäfte wurden zunächst von seiner Frau, dann von seinem Sohn Friedrich Wilhelm weitergeführt. Nach dem Tode des kinderlosen Sohnes fiel das Erbe 1754 an die drei verheirateten Töchter.
Erst 1860 fand durch die Gründung der „Bergwerksgesellschaft Georg von Giesche's Erben" die Umwandlung des bisherigen Galmeigeschäfts in eine rentable Zinkindustrie auf breitester Grundlage statt.

anteilsschein

Anteilsschein (ein Vorläufer der Aktie)
aus dem Jahr 1860


Nach dem Aufkauf mehrerer kleiner Gruben und zur Erschließung neuer Grubenfelder in der Nähe von Janow (Oberschlesien) wurde 1883 die "Consolidierte Gieschegrube" gebildet.
Da für das Abteufen (Niederbringen) neuer Förderschächte ein großer Arbeitskräftebedarf entstand, mussten Wohnungen in der Nähe der Gruben gebaut werden. Generaldirektor Uthemann entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts einen Plan zum Bau von Mustersiedlungen für Arbeiter.

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Giesche-Kohlegrube in Oberschlesien (um 1910)

 

Ab 1907 ließ das Unternehmen für seine Bergarbeiter und Angestellten nach Entwürfen des Architekturbüros Zillmann aus Berlin die noch heute erhaltene Gartenstadt Gieschewald (Giszowiec) errichten sowie ab 1908 wenige Kilometer weiter nördlich die Siedlung NIkischschacht (Nikiszowiec).
Beide sind heute Vororte der polnischen Stadt Katowice (Kattowitz).

gieschewald

Bergmannssiedlung Gieschewald

Zur Lösung der Transportprobleme verband das Giesche-Unternehmen Grubenschächte, Hüttenwerke und Siedlungen mit einem Schmalspurbahnnetz. Die Fahrt mit den umgangssprachlich "Balkan-Express" genannten Zügen war kostenlos.

balkanbahn

"Balkanexpress"


nikiszowiec

Nikiszowiec heute
(Aufnahme: Arkadiusz Kosma;
mit freundlicher Genehmigung des Vereins Razem dla Nikiszowca)

Als Folge des Ersten Weltkriegs wurde mit der Unabhängigkeit der Republik Polen 1919 auch das Gebiet um Kattowitz mit den Giesche-Gruben 1922 polnisch. Die deutschen Besitzer verkauften ihr Unternehmen an die US-Holding SACO. Nach dem Einmarsch in Polen 1939 stuften die Nationalsozialisten den Giesche-Konzern als kriegswichtig ein und stellten ihn unter deutsche Kontrolle. Die kommunistische Regierung Polens verstaatlichte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Unternehmen. Das Auftauchen von alten Anteilsscheinen (Aktien) hat aber nach der Wende 1989 zu einem bis heute ungeklärten Streit um die Eigentumsverhältnisse in und um Katowice geführt.
(Hierzu: "Eine halbe Stadt als Ebay-Schnäppchen"; Berliner Zeitung vom 20.5.2010)

giesche huette1937

Arbeit in der Giesche-Hütte der SACO
(Silesian-American Corp.) in Katowice (ca. 1937)

[YouTube-Video]

Quellen:

  • W. Treue - Georg von Giesche's Erben (1704-1964)
  • http://www.deutsche-biographie.de/artikelNDB_pnd136449662.html
  • Giszowiec, Nikiszowiec, Szopienice -
    Auf der Route der Balkan-Express-Bahn
    Crux-Verlag Katowice
  • J. Tofilska: Nikiszowiec
    (Muzeum Historii Katowic 2007)
  • K. Voss: Eine halbe Stadt als Ebay-Schnäppchen
    ( Berliner Zeitung vom 20.05.2010)

Weitere Links:

 
Mit der Verlagerung des Firmensitzes nach Hamburg wurde nach 1945 in der Aluminiumverarbeitung und mit Bau- und Brennstoffen ein Neuanfang gemacht.
Das Unternehmen unterhielt Werke und Handelsniederlassungen in Norddeutschland und Berlin, aber ohne die Bedeutung und Größe früherer Jahrhunderte.


a bescheinigung

Danksagung:

Die Suche nach einem Bild Giesches über das Internet schien schon aussichtslos, da wurden wir über ebendieses Medium doch belohnt.
Wir bedanken uns sehr herzlich für die kleinen geschichtlichen Anmerkungen und die Kopie des Giesche-Portraits bei Frau von Capitaine und Herrn Dr. Sidow.

Bedanken möchte ich mich auch beim Verein "Razem dla Nikiszowca" (Zusammen für Nikiszowiec) für das umfangreiche Material über die Arbeitersiedlungen Gieschewald und Nikischschacht und Herrn H.-J. Anthon, der mir die Bescheinigung seines Kurzzeitjobs in jungen Jahren bei Giesche's Erben in Berlin überließ.

U. Dinges